Die Preisträger

46 Personen und Initiativen haben sich für den Heilbronner Bürgerpreis 2023 beworben oder wurden vorgeschlagen. Das eigentliche Preisgeld von 10.000 Euro wurde erhöht, um möglichst viele gemeinnützige Projekte zu unterstützen. Fünf Preisträger erhalten insgesamt 15.000 Euro. Die Jury-Mitglieder (Kreissparkassenchef Ralf Peter Beitner, Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig, Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke, Nico Weinmann, Mitglied des baden-württembergischen Landtages sowie Alexander Throm, Mitglied des Bundestages) haben die Preisträger am 12. Januar 2024 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung gewürdigt.

Details zu den Preisträgern

5.000 Euro für den Arbeitskreis Leben e.V.

Die Ehrenamtlichen setzen sich für die Suizidprävention ein. Im Team mit einer hauptamtlichen Fachkraft bieten die geschulten Frauen und Männer in Schulen und anderen Einrichtungen Veranstaltungen an, in denen sie mit jungen Menschen überlegen, wie diese Krisen bewältigen können, wie sie Nahestehende in einer Lebenskrise begleiten können, was bei Suizidgedanken helfen kann und wo man Hilfe findet. Außerdem besuchen ehrenamtliche Krisenbegleiter Personen nach einem Suizidversuch im Krankenhaus, widmen ihnen Zeit und helfen beim Verarbeiten. Betroffene signalisieren nach den Gesprächen häufig Dankbarkeit und schildern, dass sie neue Hoffnung/Perspektiven gewonnen haben. Im Jahr 2022 hat der AKL gut 60 Personen nach einem Suizidversuch begleitet, in den ersten sechs Monaten 2023 waren es bereits 55 Personen. 2023 wurden knapp 900 junge Menschen durch die Präventionsveranstaltungen erreicht.

3.000 Euro für autista Heilbronn

Der Verein unterstützt autistisch behinderte Menschen und deren Angehörige, initiiert Inklusion in allen Lebensfeldern, berät und stabilisiert betroffene Familien, um deren Lebensqualität zu steigern. Dazu gibt es autismusspezifische Beratungs- und Förderangebote. Der Verein hilft bei der Arbeitsplatzsuche und hat Wohnangebote für Erwachsene, um so die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Darüber hinaus schaffen die Ehrenamtlichen Anerkennung für diese Menschen mit ihren Besonderheiten. Es gibt derzeit Angebote für alle Altersgruppen im Bereich der Freizeit, der Selbsthilfegruppen, ein Mutter-Kind-Projekt sowie Förderangebote für Fünf- bis Zehnjährige. Dazu veranstaltet autista Themenabende für Eltern und Betroffene, Fachvorträge sowie Elternabende – geleitet von einer Psychologin. Der Verein möchte die Selbsthilfeangebote sowie die Beratung Betroffener und deren Angehörigen erweitern. Die Anbindung an regionale Vereine soll entstehen, die Wohnangebote ausgeweitet und potenzielle Arbeitgeber gefunden werden. Bei einigen Erwachsenen gelang eine stabile, nachhaltige Platzierung auf dem 1. Arbeitsmarkt.

3.000 Euro für die Behindertensportgemeinschaft Neckarsulm e.V.

Die BSG Neckarsulm ist ein inklusiver Sportverein, der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung die Möglichkeit bietet, organisiert Sport zu treiben. Das Angebot reicht von gemeinsamen Freizeitgruppen mit Sportlerinnen und Sportler ohne Einschränkungen bis hin zu Trainingsmöglichkeiten auf Leistungssport-Niveau. Bei der BSG lernen junge Menschen mit geistiger Einschränkung nicht nur, wie sie gut laufen, schwimmen, Bogen schießen, Kanu fahren, Fußball, Basketball oder Boccia spielen. Sie erfahren Akzeptanz. Sie entwickeln Selbstvertrauen. Sie lernen, dass sie sehr wohl vieles können – letztendlich auch, selbstständig Entscheidungen treffen. Inzwischen haben über 100 Menschen bei der BSG eine sportliche Heimat gefunden. Neun der Leistungssportler haben Deutschland bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin 2023 erfolgreich vertreten und 13 Medaillen gewonnen, darunter viermal Gold. BSG-Athlet Ralf Andrasch hat durch den Sport so viel Selbstvertrauen entwickelt, dass er bei der Eröffnungsfeier im Olympiastadion den Athleteneid sprach. Drei Sportler sind inzwischen selbst als Trainer aktiv. Dazu kommen zwei junge Sportler mit Hör- und Sprachbeeinträchtigung, die gerade als Fußball- und Basketballtrainer ausgebildet werden. Mit ihren Schwimmern möchte die BSG einen neuen Weg einschlagen und auch an paralympischen Schwimmwettkämpfen teilnehmen.

2.000 Euro für den Weltladen Untergruppenbach e.V.

Die Ehrenamtlichen engagieren sich für den fairen Handel weltweit. Diesen fair-trade Gedanken tragen die Vereinsmitglieder in den Ort durch ihr Engagement und ihre Expertise. Sie schaffen kritisches Konsumbewusstsein und leisten Bildungsarbeit, indem sie die Lieferketten oder die Geschichten hinter den Produkten beleuchten und mit Schulen zusammenarbeiten. Die Ehrenamtlichen unterstützen zudem örtliche Entwicklungshilfevereine. Der Verein nimmt Teil am Ortsgeschehen durch intensive Zusammenarbeit mit der bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde, beispielsweise in dem man die Konfirmanden für ein Fußballturnier trainiert oder am Straßenfest teilnimmt. Der Weltladen ist ein Treffpunkt für die Bürger. Zudem ist er Sammelstelle für die Tafel und mittlerweile auch fester Bestandteil des Heinrieter Wochenmarktes. Das Engagement ist nicht gewinnorientiert. Nachdem der Weltladen über 30 Jahre unter dem Dach der Evangelischen Kirchengemeinde funktioniert hat, ist er nahtlos in einen gemeinnützigen Verein übergegangen. Im Zuge dessen haben die Ehrenamtlichen den Laden sowie die Organisation neugestaltet. Aktuell teilen sich 19 aktive Mitarbeitende und rund 40 passive Mitglieder die Arbeit. Neben dem Verkauf und dem Marktstand sind das sämtliche Tätigkeiten, die ein Ladengeschäft mit sich bringt. Das alles leisten die Mitglieder unentgeltlich und für den guten Zweck. So wurde 2023 die Neueröffnung nach der Renovierung des Ladens gefeiert und das gesellschaftliche Engagement weiter ausgebaut.

2.000 Euro für QUARARO – das Demokratielernspiel

QUARARO ist ein Demokratielernspiel. Es reflektiert demokratische Haltung im Alltag, wie Gruppenentscheidungen demokratisch zustande kommen können und gibt den Spielenden Methoden an die Hand, die es ermöglichen, im Miteinander Krisen im Alltag respektvoll zu bewältigen. 2017 haben drei Musliminnen aus dem Raum Heilbronn dieses Spiel im Rahmen eines Projekts der RAA Berlin (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie) entwickelt. Die Praxistauglichkeit wurde als Pilot 2019 in Heilbronn getestet. Heute gibt es bundesweit Spiel-Standorte, mehrere 100 Spielleitungen wurden ausgebildet und 1.000 Menschen haben das Heilbronner Demokratielernspiel in Schulen, Jugendhäusern und Vereinen erlebt. Regelmäßig finden weiterhin Spielerunden in Heilbronn über das Regionale Demokratiezentrum Heilbronn statt. Die Spielerunden werden von Haupt- und Ehrenamtlichen geleitet, die Schulungen werden von einer Mitarbeiterin der RAA Berlin hauptsächlich im Ehrenamt umgesetzt. Die Jugendstiftung BW vertreibt das Spiel zum Selbstkostenpreis. Das Spiel ist eine innovative Methode, um Demokratiebildung mit Spaß für Jung und Alt zu vermitteln. Leitmotive sind dabei die Tugenden Respekt, Gewaltfreiheit und Gerechtigkeit. Das wirkt gegen Polarisierung und Extremismus und eröffnet neue Chancen für ein gutes Miteinander. So gibt es Spielmodule wie „Frieden & Konflikt“, „Gegen Hass und Hetze“, „Digitale Zivilcourage“ oder „Flucht und Migration“, um über aktuelle Themen ins Gespräch zu kommen. Das beliebteste Modul ist „Toleranz und Respekt“, das zwölf Schüler des Schulzentrums Weinsberg 2019 entwickelt haben.