Die Preisträger
39 Personen und Initiativen haben sich für den Heilbronner Bürgerpreis 2022 beworben oder wurden vorgeschlagen. Das eigentliche Preisgeld von 10.000 Euro wurde erhöht, um möglichst viele gemeinnützige Projekte zu unterstützen. Vier Preisträger erhalten insgesamt 12.500 Euro. Die Jury-Mitglieder (Kreissparkassenchef Ralf Peter Beitner, Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig, Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke sowie Nico Weinmann, Mitglied des baden-württembergischen Landtages) haben die Preisträger am 24. März 2023 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung „Unter der Pyramide“ in der Kreissparkasse Heilbronn gewürdigt.
Details zu den Preisträgern
5.000 Euro für den Malteser Hilfsdienst e.V., Kinder- und Jugendhospizdienst
Der Malteser Hilfsdienst sieht Sterben, Tod und Trauer als Teil des Lebens und möchte das auch in der Öffentlichkeit präsent machen. Die Aufgabe des Dienstes ist es, Familien mit Kindern, die unter einer fortschreitenden oder Lebenszeit verkürzenden Krankheit leiden, zu unterstützen. Alle Angebote sind für die Familien kostenfrei und unabhängig von Nationalität, Konfessions- und Religionszugehörigkeit. Den Kinder- und Jugendhospizdienst gibt es seit 13 Jahren. Zurzeit sind 27 ehrenamtliche Familienbegleiterinnen und -begleiter bei 23 Familien im Einsatz. Wöchentlich sind die Ehrenamtlichen für ca. 3 Stunden bei den Kindern oder Jugendlichen zu Hause und begleiten diese ein Stück auf ihrem Lebensweg. Das kann durchaus mehrere Jahre sein. Die Ehrenamtlichen sind bei den Familien vor Ort und helfen während der Erkrankung eines Kindes oder eines Elternteils, und bleiben auch nach dem Tod für rund ein Jahr an der Seite der Kinder oder Jugendlichen. Sie helfen den Betroffenen nach dem Versterben eines lieben Angehörigen wieder einen guten Start im Kindergarten oder in der Schule zu finden und beraten die Schulen. Außerdem hält der Verein Vorträge zu diesen Themen, organisiert Gottesdienste, zeigt Kinofilme und geht in Schulklassen. Seit 2022 findet zudem monatlich eine Trauergruppe für jung Verwitwete mit Kindern statt. Vier ausgebildete Trauerbegleiter leiten die geschlossene Trauergruppe ehrenamtlich. Ziel des Vereins ist es, neue ehrenamtliche Familienbegleiterinnen und -begleiter auszubilden und das Angebot der Trauerbegleitung auszubauen.
2.500 Euro für den Jugendfarmverein Neckarsulm e.V.
Die Jugendfarm ist ein betreuter Abenteuerspielplatz mit Tieren für Kinder und Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten. Auf dem Gelände leben 8 Ponys, ein Lama, 5 Ziegen, 5 Schafe und es gibt einen Kleintierbereich mit Hasen, Meerschweinchen und zwei Katzen. Den Ehrenamtlichen ist es wichtig, Tieren ein artgerechtes Zuhause und eine gute Versorgung zu ermöglichen. Die Tiere dürfen auf der Farm alt werden und bekommen die notwendige Betreuung. Die Liebe zu den Tieren verbindet die Kinder mit den Betreuern. Gemeinsam werden die anfallenden Aufgaben wie Misten der Ställe sowie das Füttern und Pflegen der Tiere erledigt. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen und schulen ihre Sozialkompetenz. Die Jugendfarm ist ein Ort, an dem Freundschaften entstehen, Toleranz und Wertschätzung gelebt werden, der viel Raum für Kreativität bietet und auch Mut und Geschick fordert. Und das an drei Nachmittagen pro Woche das ganze Jahr über. Zusätzlich finden einmal im Jahr Farmfreizeiten statt und der Verein nimmt am städtischen Kinderferienprogramm teil. Gerade nach den Entbehrungen während der Corona-Pandemie ist es den Betreuern wichtig, Kindern einen Ort des Wohl- und Sicherfühlens und der Geborgenheit in einer Gemeinschaft zu bieten. Außerdem wollen sie die Kinder in Zeiten von Internet, Handy und sozialen Medien anleiten, in die Natur zu gehen, miteinander zu agieren und zu sprechen. Der Jugendfarmverein wurde 1973 gegründet. Im Jahr 2018 wurde der jetzige Vorstand gewählt, der aus ehemaligen Farmkindern besteht. Mittlerweile sind drei Generationen aktiv am Farmleben beteiligt. Dieses Jahr feiert der Verein sein 50-jähriges Jubiläum.
2.500 Euro für die Inklusiv betreute Spielgruppe Knirpse
Die inklusiv betreute Spielgruppe Knirpse im Bildungspark Heilbronn gibt es seit dem Jahr 2020, sie hat 20 Plätze, die stets alle belegt sind. Die Spielgruppe ist für Eltern und Kinder mit Teilhabebeeinträchtigung ein Ort, um Kraft zu tanken. Eltern mit einem behinderten Kind stehen im Alltag vor Herausforderungen: Viele wissen zunächst nicht, wo sie Hilfe oder Ansprechpartner finden, welche Fördermöglichkeiten, Therapien oder Unterstützungssysteme es gibt. Ihnen fehlt der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten.
Eltern mit gesunden Kindern finden dies meist in Krabbel- oder Spielgruppen. Dort fühlen sich Eltern mit behinderten Kindern aber oft nicht „richtig“ aufgehoben bzw. sie können auf Grund der Behinderung nicht in eine gewöhnliche Spielgruppe gehen. Sie brauchen einen Rahmen, der auf sie und die Bedürfnisse ihrer Kinder abgestimmt ist.
In der Spielgruppe Knirpse können die Kinder und Eltern erst einmal „nur da sein“. Es wird ein Freispiel angeboten, aber auch Sing- und Bewegungsspiele finden statt. Außerdem gibt es Kaffeerunden, um den Austausch zwischen den Eltern zu fördern. Die Spielgruppe hat schon einigen Eltern geholfen, ihren Kindern trotz deren Beeinträchtigung eine soziale Interaktion mit anderen Kindern zu ermöglichen. Gerade die Kleinsten kannten durch Corona kaum Kontakte zu anderen Kindern. In der Spielgruppe konnten sich die Kinder an Gruppensituationen und andere Kinder gewöhnen und die Übergangszeit zwischen Krippe und Kita wurde erleichtert.
2.500 Euro für die Wandernden Bildungsbäume e.V.
Der Verein der Wandernden Bildungsbäume leistet seit 2022 nachhaltige Bildungsarbeit und sensibilisiert Kinder sowie Jugendliche für ökologische Zusammenhänge exemplarisch am Objekt Baum. Jede Woche sind dafür vier Bäume (eine Quitte, ein Feldahorn, eine Maulbeere und eine Steineiche) in dafür hergestellten Holzwagen von Schule zu Schule gewandert. Dort standen sie eine Woche lang an zentraler Stelle auf dem Pausenhof. Parallel dazu fanden Unterrichtsbesuche in den Grund- und weiterführende Schulen in den Fächern Biologie und Erdkunde statt. Dabei wurde die Wirkung von Grünflächen und Parkanlagen auf das Stadtklima dargestellt. An jeder Schule gab es eine Patenschaftsklasse, die die Bäume betreut und sich um die Bewässerung gekümmert hat, bis die Bäume an die nächste Schule weitergegeben wurden. Bis zum Sommer 2022 wurden neun Schulen in Heilbronn besucht und 650 Schüler erreicht. Im Herbst wurden drei der Bäume am Theodor-Heuss-Gymnasium Heilbronn gepflanzt, der vierte am Justinus-Kerner-Gymnasium. Die Baumpflanzungen wurden von Schülern begleitet. Der Verein möchte sein Engagement ausbauen und fester Bestandteil der Heilbronner Schulen in der Umweltbildung werden. Außerdem möchte man Grünanlagen um Info-Tafeln ergänzen und Führungen anbieten, um die Bürger noch mehr für das wichtige Stadtgrün zu sensibilisieren. Unterstützt wird der Verein von der Baumschule Schimmele, die die Bäume zur Verfügung gestellt hat sowie von der Firma Holz Hauff, die das Holz für die Wagen zugeschnitten und gespendet hat. Die Tischlerlehrlinge der Maybachschule haben die Wagen gebaut.